Wir bei itemis wissen es ja schon lange: (Mindestens) Ein Hund im Büro ist eine richtig gute Sache. Aber ist das auch wissenschaftlich belegbar? Wir haben jemanden gefragt, der es wissen muss: Markus Beyer, Gründer und Vorsitzender des BVBH, dem Bundesverband Bürohund e.V., stand uns für ein Interview Rede und Antwort.
Markus Beyer und (Büro-)Hund Chester
“Allein die Anwesenheit eines Hundes am Arbeitsplatz fördert die Ausschüttung des Hormons Oxytocin sowohl beim Menschen, als auch beim Hund. Dadurch wird die Bildung von Stresshormonen heruntergefahren und diese biochemische Wirkung wiederum senkt die Risiken von Burn-Out, Schlaganfällen, Herzinfarkten und Depressionen.
Auch die Mitarbeiterkreativität wird erhöht. Entspannte Mitarbeiter kommen einfacher auf neue Ideen und innovative Problemlösungen.
Da es sich zudem positiv auf den Empathielevel des Menschen auswirkt, fördert der Bürohund die Teambildung und kann sogar Mobbingaktivitäten verhindern. Auch das Risiko durch ‘toxische Mitarbeiter’, also Kollegen, die sowohl intern, als auch nach außen hin schlecht über das Unternehmen reden, wird gesenkt.”
“Ich bin kein Experte für Katzen, weiß aber aus Gesprächen, dass die Ausschüttung von Oxytocin beim Zusammenleben mit Katzen vergleichbar zu sein scheint.
Gegen die Bürokatze sprechen jedoch einige Hindernisse. Die Katze hat ein grundlegend anderes Sozialverhalten: Der Hund braucht seine Familie, die Katze wiederum lässt uns an ihrem Leben teilhaben – wenn wir Glück haben. Außerdem mögen Katzen Standortveränderungen nicht besonders, man kann sie also nicht so einfach morgens ins Büro mitnehmen. Das bringt ihren Rhythmus durcheinander und ist daher nicht empfehlenswert.
Hunden wiederum ist das Zusammensein mit der „Familie“ wichtig und Standortwechsel werden eher als willkommenes Abenteuer betrachtet. Sie haben sich in ihrer Evolution unserem Sozialverhalten angepasst und sind längst keine Wölfe mehr. Auch die Arbeitskollegen werden bei ihnen in die Familie aufgenommen.”
“Auch bei Katzenmenschen werden die gleichen Regionen im Hirn aktiv, wenn ein Bürohund anwesend ist und so können Katzenmenschen gar nichts dagegen tun, dass auch bei ihnen Oxytocin freigesetzt wird. Erfahrungsgemäß fängt die große Mehrheit der Menschen im Büro früher oder später an, sich mit dem Hund zu beschäftigen. Das geht soweit, dass der Hund dann morgens als erster und zwar noch vor den Kollegen begrüßt wird, ihm Leckerlis mitgebracht werden und er auch von Menschen gerne geknuddelt wird, die zuvor womöglich zurückhaltend reagierten.
Auch im Anzug knien die Menschen früher oder später vor dem Bürohund und spielen mit ihm. Wir lächeln, allein schon wenn wir an ihn denken. Ich meine, dass der Hund uns hilft, die gedankliche „Arbeitsuniform“ abzulegen und wir wieder menschlich werden.
Der Unterschied liegt meiner Einschätzung nach nicht zwischen Hunde- oder Katzenmenschen. Der Unterschied liegt in der eigenen Vorstellung zum Hund und ob diese Vorstellung mit Angst besetzt ist. Unser Angstzentrum im Gehirn ist somit vermutlich das größte Hindernis, um den Vorteil von Oxytocin erleben zu können. Ist dieses Angstzentrum zu aktiv, wird die positive Wirkung des Bürohundes unterdrückt. Tatsächlich können sich aber auch Menschen mit Hundeangst an den Bürohund gewöhnen, was wiederum positive Auswirkungen auf die Hundephobie hat.
Phobien können tatsächlich gesundheitsgefährdend sein: Eine Freundin wurde beim Anblick von Hunden zum Beispiel so panisch, dass sie die Flucht ergriff und dabei sogar auf die Straße lief. Die größte Gefahr in dieser Situation war also nicht der Hund, sondern der Verkehr und der möglicherweise in dem Moment vorbeifahrende Bus. Gegen diese Ängste helfen positive Erfahrungen und Verständnis für die Signale des Hundes. Sich mit dem Verhalten von Hunden zu beschäftigen, hilft ängstlichen Menschen somit dabei, die irrationalen Ängste durch mehr Sicherheit zu ersetzen. ”
“Das Thema beschäftigte mich ja schon länger, aber einen Bundesverband zu gründen – so verrückt muss man ja erst einmal sein! (lacht) In der Regel begegnet mir aber ein Lächeln. Entweder, weil ich auf Verständnis stoße, oder weil die Menschen glauben, ich würde aus der Geschlossenen anrufen. (lacht)
Wir sind nur eine kleine Gruppe bestehend aus zehn Personen. Wir hatten das alles langsamer vor, aber die Realität hat unsere Planung überrollt.
Es gab unzählige Berichte in Zeit Online, Capital, Spiegel Online, Wall Street Journal, Interviews und Gespräche bei Radio- und TV-Sendern zum Thema – am 6. Oktober 2016 war ich zum Beispiel zwei Stunden im Deutschlandfunk zu Gast – es ist eine Wucht an positiver Resonanz und wir bekommen täglich Anfragen. Darunter sind auch Unternehmen, die bei uns wegen interner Präsentationen anfragen. Immer häufiger kommen größere Unternehmen auf uns zu und fragen: “Wie führen wir einen Bürohund ein?”
Bei den kleineren Unternehmen wird das unbürokratisch gehandhabt, aber vor allem für größere Unternehmen gibt es einige Regeln zu beachten. Wie sieht es zum Beispiel mit Allergikern aus? Und natürlich ist der Hund niemals Mittel zum Zweck – vielmehr müssen auch die Interessen des Hundes berücksichtigt werden. Der BVBH hat Modelle und Lösungen zur Einführung von Bürohunden erstellt, in denen wir zwischen drei Gruppen unterscheiden: Unternehmen, Mitarbeiter und natürlich die Hunde selbst.
Eins ist klar: der Trend ist nicht mehr zu stoppen, denn die Vorteile für alle Beteiligten liegen klar auf der Hand. Unsere Arbeitswelt wird sich ändern.”
Wir bedanken uns bei Markus Beyer für das Interview und können frei nach Carl Zuckmayr mit Fug und Recht feststellen: Arbeiten ohne Bürohund ist ein Irrtum.
Ihr braucht noch mehr Beweise? Dann überzeugt euch vielleicht unser Video von Bürohund Janosch – auch wenn er bei weitem nicht mehr der einzige regelmäßige Gast auf vier Pfoten bei itemis ist ;)