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Der Cyber Resilience Act: Vom Risiko zur strategischen Chance

Geschrieben von Dirk Leopold | 22.09.2025

In einer zunehmend vernetzten Welt sind Cyberangriffe nicht mehr nur eine Bedrohung für große Konzerne. Jedes Produkt mit digitalen Komponenten, von Smart-Home-Geräten bis zu Industriesteuerungen, kann zur Zielscheibe werden. Die Konsequenzen reichen von Produktionsausfällen und finanziellen Verlusten bis hin zu einem massiven Vertrauensschaden bei Kunden. Die wahren Kosten eines Cyberangriffs sind oft unsichtbar und zeigen sich erst Monate oder sogar Jahre nach dem Vorfall.

Der Cyber Resilience Act (CRA) der EU ist die Antwort auf diese wachsende Bedrohungslandschaft. Er ist keine Option, sondern eine verbindliche Verordnung, die den Markt für digitale Produkte grundlegend neu definiert. Ab dem 11. Dezember 2027 dürfen nur noch Produkte in der EU verkauft werden, die den strengen Cybersicherheitsanforderungen entsprechen. Dies betrifft alle Produkte mit Hard- oder Software, die sich mit dem Internet verbinden können.

Für Unternehmen, die bisher einen reaktiven Ansatz verfolgt haben, stellt der CRA eine große Herausforderung dar. Manuelle Prozesse, fragmentierte Dokumentationen und die Annahme, dass statische Sicherheit ausreicht, sind in der heutigen dynamischen Bedrohungswelt nicht mehr tragbar. Wer sich allein auf das Glück verlässt, überlässt sein Schicksal dem Zufall.

Doch anstatt den CRA als regulatorische Bürde zu sehen, sollten Sie ihn als strategische Chance begreifen. Ein proaktiver und systematischer Ansatz zur Produktsicherheit verschafft Ihnen nicht nur die notwendige Compliance, sondern auch einen klaren Wettbewerbsvorteil. Er signalisiert Ihren Kunden und Partnern, dass Sie Sicherheit ernst nehmen und schützt Ihre Produkte langfristig.

Was jetzt zu tun ist: Konkrete Handlungsempfehlungen

Die Vorbereitungszeit bis 2027 scheint lang, aber die Komplexität der Anforderungen erfordert ein schnelles Handeln. Hier sind die wichtigsten Aspekte, die Sie jetzt angehen müssen:

  1. Risiken systematisch managen: Der CRA verlangt eine kontinuierliche, nachvollziehbare Risikoabschätzung über den gesamten Produktlebenszyklus. Es geht nicht mehr um einmalige Überprüfungen, sondern um einen fortlaufenden Prozess, der Schwachstellen proaktiv identifiziert und adressiert.
  2. Transparenz schaffen: Sie müssen eine lückenlose Dokumentation, insbesondere eine Software Bill of Materials (SBOM), erstellen und pflegen. Diese "Zutatenliste" ist entscheidend, um die Herkunft Ihrer Softwarekomponenten zu kennen und Schwachstellen in der Lieferkette schnell zu erkennen.
  3. Prozesse für den Ernstfall etablieren: Der CRA setzt strikte Fristen für die Meldung von Schwachstellen. Ein robustes Vulnerability Management ist unerlässlich, um diesen Verpflichtungen nachzukommen und schnell auf Vorfälle reagieren zu können.
  4. Sicherheit als Teil des Lebenszyklus verstehen: Ihre Verantwortung endet nicht mit dem Verkauf. Sie müssen sicherstellen, dass Ihre Produkte über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg sicher bleiben und notwendige Sicherheitsupdates erhalten.

Der Cyber Resilience Act ist der Weckruf, den viele Branchen gebraucht haben. Nutzen Sie die verbleibende Zeit, um Ihre Prozesse neu zu denken, zu automatisieren und die Sicherheit Ihrer Produkte nicht als Kostenfaktor, sondern als strategisches Investment zu betrachten