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Von guten und schlechten Stellenanzeigen

Geschrieben von Jens Wagener | 03.03.2017

Eine der besten Stellenanzeigen der Welt stammt von dem britischen Polarforscher und Abenteurer Ernest ShackletonDieser suchte eine Mannschaft für seine nächste Antarktisexpedtion.

Männer gesucht für gefährliche Reise. Geringer Lohn, bittere Kälte, lange Monate kompletter Dunkelheit, ständige Gefahr, sichere Rückkehr ungewiss. Ruhm und Ehre bei Gelingen.

Obwohl ich persönlich keine Lust auf geringen Lohn, bittere Kälte, Gefahr und Dunkelheit habe, sprechen mich diese drei Zeilen an. Sie erzeugen in mir mehr Emotionen als jedes Bild oder Video dies könnten. Ich versuche mal zu erklären, warum.

Männer gesucht...

Keine Weicheier, Feiglinge, Spießer oder Sesselfurzer. Wer will das auch schon sein? Ich nicht!

Geringer Lohn, bittere Kälte, Gefahr...

So, jetzt steigen die ganzen gierigen Weicheier, Feiglinge und Spießer, die sich doch haben ansprechen lassen, garantiert aus. Pech gehabt!

... Rückkehr ungewiss

Wow! Jetzt wird's ernst. Das ist wirklich nur was für Profis. Das ist genau mein Ding!

Ruhm und Ehre bei Gelingen

Endlich bringt es einer auf den Punkt! Es geht um mehr als nur Geld im Leben! Es geht darum, ein Held zu sein! Von anderen bewundert zu werden. Weil sie dann endlich alle sehen, dass ich die Dinge tue, von denen sie selbst nur träumen!

Wo muss ich unterschreiben?

Die goldenen Zeiten der Antarktisforschung sind leider – oder zum Glück – schon lange vorbei. Heute würde Shackleton seine Anzeige sicherlich ganz anders gestalten.

Vielleicht so:



Die Shackleton AG befindet sich auf der Überholspur und möchte mit Ihnen einen weiteren kreativen, talentierten und engagierten Kollegen ins erfolgreiche Team holen. Wir suchen ab sofort einen

Polarexpediteur „Antarktis” (m/w)

Ihre Aufgaben:

Als Polarexpediteur gestalten Sie outdoor und im Team anspruchsvolle Lösungen auf Basis unserer auf den Polareinsatz hin optimierten Schiffsplattform ENDURANCE sowie aktuellsten Technologien und Tools. Sie lernen die unterschiedlichen Bereiche der Antarktis kennen und erleben das faszinierende Zusammenspiel von Mensch, Maschine und Tier. Sie übernehmen Verantwortung für unser Projekt von der ersten Idee bis zum Go-Live.

Ihr Profil:

  • Sie habe eine Schule besucht und können lesen und schreiben.
  • Berufserfahrung als Handwerker wäre wünschenswert.
  • Sie haben Spaß an interdisziplinärer Zusammenarbeit mit anderen Fachrichtungen.
  • Sehr gute analytische Fähigkeiten und Begeisterung für lebensfeindliche Umwelten.

Unser Angebot:

  • Die Shackleton AG bietet Ihnen ein hochmotiviertes Team, nette Kollegen, flache Hierarchien, direkte Kommunikation und schnelle Entscheidungen.
  • Profitieren Sie von unserem Know-How als etablierter Expeditionsdienstleister und lernen Sie viel Spannendes über die Antarktis.
  • Sie haben bei uns die Möglichkeit, neue Ideen auszuprobieren und diese in einem dynamisch wachsenden Eisfeld voranzutreiben.
  • Eine lebendige Arbeitsatmosphäre.
  • Attraktive Iglus verkehrsgünstig direkt an der Hauptroute zum Südpol.
  • Freie Wahl der Schlitten- und Kajaktechnologie.
  • Leistungsstarke Hunde Ihrer Wahl: Siberian Husky, Alaskan Malamute, Jakutischer Laika – gerne auch Hunde von nicht-offiziellen Zuchtverbänden.

Haben wir Ihr Interesse geweckt?

Dann senden Sie uns Ihre Unterlagen unter Angabe Ihres Namens und Ihrer Adresse sowie Ihres frühesten Eintrittstermins möglichst per Post. Das Team der Shackleton AG freut sich schon auf Ihre Bewerbung!

Also, welche Anzeige gefällt euch besser?

Shackletons Endurance Expedition fand tatsächlich zwischen 1914 und 1917 statt. Und im Grunde genommen wäre es eine gute Idee gewesen, dabei zu sein. Tatsächlich überlebten alle Teilnehmer, wenn auch unter widrigsten Umständen.

Trotz alledem ist die Geschichte von der Stellenzeige in der London Times wahrscheinlich nur ein Mythos.

Das macht aber nichts. Denn sie illustriert ganz wunderbar, was eine gute von einer schlechten Anzeige unterscheidet.

Eine gute Stellenanzeige sticht aus dem Meer der Gleichförmigkeit heraus und spricht mich direkt an. Emotionen sind wichtiger als die reine Information.

Das Format spielt dabei eine große Rolle. Informationen lassen sich schnell und einfach durch Text vermitteln. Emotionen erzeugt man durch Bilder oder noch besser durch Videos. Außerdem ist es wichtig, die Realität nicht zu verzerren. Das machen die meisten und alleine deshalb sollte man ehrlich bleiben.

Wenn man als Unternehmen nichts zu bieten hat, hat man eben Pech gehabt.

Eine gute Stellenanzeige zu entwerfen, ist nicht einfach. Schaut euch mal unsere Anzeigen an und entscheidet selbst, ob wir gute Arbeit machen.