Mal wieder wurde die vereinbarte Deadline gerissen und mal wieder kostet alles sehr viel mehr als ursprünglich geplant – jetzt heißt es: Was tun? In solchen Fällen empfehle ich, den vereinbarten Leistungsumfang zu reduzieren oder den Zeitplan zu ändern. "Das geht aber auf keinen Fall!", hört man dann oft. Man sei "vertraglich gebunden" und "alle Möglichkeiten wären bereits ausgeschöpft", es müsse geliefert werden, sonst sei alles aus. Aber ist das wirklich so?
Mal ehrlich: Wie oft wäre wirklich alles aus gewesen, wenn nicht geliefert worden wäre? Wurden am Ende tatsächlich alle vereinbarten Forderungen erfüllt? Mussten mit zunehmendem Verzug nicht doch Kompromisse ausgehandelt werden?
Rückblickend wundert man sich doch immer wieder, welche vormals "unverhandelbaren" Bausteine im Entwicklungsprozess plötzlich frei zurechtgeschnitten oder umpriorisiert werden konnten, nur weil eine wichtige Deadline unerbittlich näher rückte.
Ich erinnere nur an die Probleme mit der SEPA-Umstellung Anfang 2014. Der Gesetzgeber hat damals die "unverrückbare" Deadline um ganze 6 Monate verschoben.
Im Projekt geht es um funktionierende Software, die Probleme löst und ihren Zweck erfüllt, nicht um goldene Türklinken. Die Umpriorisierung der Funktionen ist daher eine Reduktion auf den eigentlichen Mehrwert. Dazu wird ganz intuitiv ein agiler Baustein benutzt: Es wird auf Veränderungen reagiert, nicht strikt der ursprüngliche Plan verfolgt.
Unter diesem Gesichtspunkt ist letztendlich also jedes Projekt zumindest ein bisschen agil, nämlich genau dann, wenn sich die Situation zuspitzt. Wäre es also nicht hilfreich, wenn Ihr Auftragnehmer Sie eher "abgeholt" hätte? Wenn Sie sogar regelmäßig über Probleme informiert und an der Lösungsfindung beteiligt worden wären?
Viele Anbieter setzen stattdessen auf das Prinzip Hoffnung, indem Sie große Risikopuffer einplanen und nach deren Ausreizung hoffen, in einem finalen Befreiungsschlag alles bis zum letztmöglichen Termin doch noch fertig zu bekommen. Selbst wenn ein solches Vorgehen zu einem Projektabschluss geführt hätte, dürften die dadurch verursachten "Verschleißschäden" an technischer Qualität und Personal Ihrem Projekt mittelfristig schaden.
"Die reißen uns doch den Kopf ab!" und ähnliche Bedrohungsszenarien sorgen dafür, dass am eingeschlagenen Weg festgehalten wird. Bei der itemis AG habe ich allerdings noch niemanden ohne Kopf gesehen und dass, obwohl auch in unseren Projekten natürlich nicht immer Sonnenschein herrscht.
Das Thema "Agilität" kommt immer mal wieder auf den Tisch, wird aber oft verworfen, weil zwingend ein Festpreis ausgeschrieben werden muss. Viele Auftraggeber unterliegen zudem gesetzlichen Zwängen und müssen ihre Prozesse, Logistik, Buchhaltung etc. bis zu einer unverrückbaren, weil vom Gesetzgeber festgelegten, Frist umgestellt haben.
Dass sich Festpreise und Deadlines wunderbar mit Agilität verknüpfen lassen, wissen viele Unternehmen gar nicht. Ein solches Vorgehen nennt sich "Agiler Festpreis":
Zu Beginn der Projektes wird ein überschaubares Zeitbudget eingeplant, zum Beispiel 6 Monate. Für diesen Zeitraum kann auch ein Budget festgeschrieben werden, zu dem der Anbieter dann Entwicklerkapazität bereitstellt.
Darüber hinaus kann ein Funktionsumfang spezifiziert werden. Dieser muss in handliche Abschnitte aufgeteilt werden, denen unterschiedliche Prioritäten zugewiesen werden. Am Ende jeden Monats, abhängig vom Projektfortschritt und neuen Erkenntnissen, wird die Übersicht angepasst. Teile gleichen Aufwands können gegeneinander getauscht, also umpriorisiert werden. Alternativ können mehrere "kleine" Teile, ein großes ersetzen.
Das resultierende Produkt hat zwar nicht alle ursprünglich gewünschten Funktionen – genau dies kann eben nie garantiert werden – dafür aber die mit dem größten Mehrwert und ist termingerecht fix und fertig. Nicht "fast fertig", "muss nur noch getestet werden" oder "works for me".
Beim agilen Festpreis sind Termin und Budget fest, der zu liefernde Funktionsumfang zwar grob bekannt, aber variabel priorisierbar. Sind alle Seiten zufrieden, kann das Vorgehen beliebig wiederholt werden. Das Risiko bezieht sich dabei immer nur auf einen überschaubaren Zeitraum. Schlimmstenfalls ist das Investment für 6 Monate verloren – Allemal besser als erst am Ende eines mehrjährigen Projekts zu bemerken, dass man mit leeren Händen da steht.
Der agile Festpreis ist fair für alle Beteiligten, weil er Risiken für beide Vertragsparteien minimiert und Transparenz durch Zusammenarbeit forciert. Er fördert Dinge, die funktionieren und bildet somit meiner Meinung nach den Kern für nachhaltiges Wirtschaften. Was meinen Sie? Fairness, Transparenz und Nachhaltigkeit! Da lohnt sich doch ein Versuch. Wir haben bereits gute Erfahrungen mit dem Prinzip gesammelt. Sprechen Sie uns einfach an!