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Vor knapp 2 Jahren wurde mein Sohn geboren. Vor der Geburt haben meine Frau und ich überlegt, wie wir die Erziehung unseres Sohnes gestalten und auch die Elternzeit aufteilen wollen. Wir waren uns einig, dass wir eine Zeit gemeinsam zuhause bleiben – die beiden Partnermonate in Monat 1 und 12 – und ebenfalls jeweils eine Weile alleine eine Beziehung zu unserem Kind aufbauen wollen.

Meine Frau hat sich für ein Jahr Elternzeit mit anschließender Rückkehr in Vollzeit entschieden. Ich hatte überlegt, ebenfalls ein Jahr komplett zu pausieren, mich aber letztendlich dazu entschlossen, im Anschluss an die Elternzeit meiner Frau meine Arbeitszeit zu reduzieren. Ein Grund für diese Entscheidung war die Freiheit von zu Hause zu arbeiten und nicht täglich zum Kunden fahren zu müssen. Finanzielle Unabhängigkeit und die Möglichkeit weiterhin am Arbeitsleben teilzunehmen, spielten ebenfalls eine Rolle.

Planung ist alles

Nach reiflicher Überlegung habe ich mich mit meinem Teamleiter auf folgendes Modell geeinigt: Mein Pensum sollte bei 20 Stunden in der Woche liegen, wobei ich zwei Tage für den Kunden und einen halben Tag für itemis arbeite – eine Möglichkeit, die leider nicht alle Arbeitnehmer haben. Glücklicherweise hat mir aber auch der Kunde keine Steine in den Weg gelegt und die Entscheidung akzeptiert.

Wieso das alles so reibungslos geklappt hat? Ich habe meinen Arbeitgeber und den Kunden rechtzeitig, etwa drei Monate vor dem errechneten Geburtstermin, informiert und allen Beteiligten Zeit gegeben, sich mit der Situation zu arrangieren. So konnte die Projektplanung an die Gegebenheiten angepasst werden. Es bestand die Möglichkeit, einen weiteren Mitarbeiter anzufordern, die jedoch nicht genutzt wurde. Gleichzeitig mussten sich alle daran gewöhnen, dass ich nicht mehr wie gewohnt zu jeder Zeit verfügbar sein würde. Das ist gar nicht so einfach, eine Adaption hat sich nach einer gewissen Karenzzeit allerdings eingestellt.

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Männer in Teilzeit – immer noch eine Seltenheit

Wer ein wenig recherchiert, findet in Bezug auf Arbeitszeitreduzierung bzw. Teilzeit wenig verlässliche Quellen. Um einen Vergleich anzustellen, habe ich mich informiert, wie die Situation bei itemis selber aussieht. In einer Branche, die von Männern dominiert wird, sind Männer in Teilzeit nach wie vor die Ausnahme. itemis stellt da keine Ausnahme dar. Bei ca. 200 Mitarbeitern gibt es gerade einmal 3 Männer, die in Teilzeit arbeiten, was einer Quote von ca. 1 % entspricht. Im Vergleich dazu sind 7 Frauen in Teilzeit beschäftigt (28 %).

Da es also recht wenig Erfahrungswerte gab, haben mein Arbeitgeber und ich lernen müssen, aufeinander Rücksicht zu nehmen und gemeinsam zu lernen – können aber bestätigen: Arbeiten in Teilzeit in Kombination mit der Erziehung meines Sohnes funktioniert, auch wenn es natürlich keine Anleitung für die Kindererziehung mit flexiblen aber regelmäßigen Arbeitszeiten gibt. Wie bei vielen Dingen, sind es die Erfahrungen, die einem helfen, in die Rolle hineinzuwachsen.

Flexibilität und Transparenz machen’s möglich

Viele Kollegen und Kolleginnen sind sehr umsichtig und können damit umgehen, dass einer aus ihren Reihen weniger arbeitet und dementsprechend auch auf einen Teil des Gehalts verzichtet – denn weniger ist in meinem Fall gleichzeitig auch mehr: Mehr Zeit für die Familie und mehr Zeit, den Alltag meines Sohnes gestalten zu dürfen, bedeuten gleichermaßen eine Entwicklung der eigenen Persönlichkeit.

Natürlich bringt eine Reduzierung der Arbeitszeit einige Änderungen in Bezug auf das Zeitmanagement mit sich. Für mich war es gewöhnungsbedürftig nicht mehr an allen Terminen teilzunehmen. Das Gefühl etwas zu verpassen stellte sich kurz ein. Loszulassen ist gar nicht so einfach. Nach einigen Wochen habe ich mich daran gewöhnt und gemerkt, dass es ohne meine dauerhafte Anwesenheit dennoch voran geht. Mit kleinen Hilfsmitteln (wie z. B. Slack) gelingt es, sich auch kurzfristig zu informieren und gleichzeitig um den Nachwuchs kümmern zu können. Auf Slack setzt itemis dabei seit einiger Zeit, weshalb es in diesem Fall keine Adaptionsprobleme gegeben hat.

Regelmäßige Telefonmeetings bieten sich in der Mittagszeit an. Während des Mittagsschlafs meines Sohnes kann ich mich voll auf die Kommunikation mit meinen Kollegen und Kolleginnen konzentrieren. Zu Beginn war es möglich, währenddessen auch effektiv zu arbeiten. Nach einem halben Jahr fiel der Mittagsschlaf kürzer aus und ich habe meine Aufgaben in die Abendstunden verlegt. Zu arbeiten, wenn alle Kollegen schon längst das Büro verlassen haben, ist kein Hindernis, wenn die Arbeit gut aufgeteilt ist und transparent kommuniziert wird. Transparenz im Entwicklungsprozess ist beim Einsatz agiler Methoden sowieso erforderlich. Diese Durchsichtigkeit hilft sehr bei der Arbeit jenseits geregelter Zeiten und außerhalb des Büros.

Voneinander lernen

Bei allem Verständnis, gibt es auch einige wenige Kollegen, die weniger reflektiert mit der Arbeitszeitreduzierung umgehen. Auf einige scheint es den Eindruck zu machen, es handele sich bei der Zeit, die zuhause mit dem Kind verbracht wird, um Urlaub. Wer genauer darüber nachdenkt, wird diesen Gedanken hoffentlich schnell verwerfen. Beispiele gefällig? Ein langwieriger Aufenthalt im Wartezimmer der Kinderärztin mit einem kranken Kind. Ein übermüdetes Kind, das in der Trage über eine Stunde hin und her geschaukelt werden muss, bevor es endlich einschläft. Klingt nicht gerade nach Erholung.

“Von dir weiß ich nicht, was du tust. Du arbeitest ja eh nicht so viel”, ist eine Aussage, die bei mir auf die Stimmung schlagen kann. Dabei sind diese zwei Sätze wahrscheinlich noch nicht einmal in böser Absicht gefallen. Eine Sekunde länger nachgedacht und der Satz hätte wahrscheinlich anders gelautet. Aber auch ich habe gelernt, nachsichtiger zu sein – und Frauen haben noch viel häufiger mit Vorurteilen bezüglich der Erziehungsarbeit zu kämpfen.

Ich bin froh, diese Erfahrung gemacht zu haben und zu wissen, dass Kindererziehung harte Arbeit sein kann. Insbesondere, wenn das Kind sich noch nicht richtig ausdrücken kann und es zu erraten gilt, welches Problem gelöst werden soll. Je älter die Kinder sind, desto komplexer werden die Probleme – und komplexer werdende Probleme kenne ich als IT-Berater natürlich gut. Doch nach meiner Auffassung sind IT-Berater in erster Linie eins: Problemlöser. Und so lassen sich meine Aufgaben als Vater und Itemiker in Teilzeit nicht nur gut miteinander verbinden, beide Bereiche können sogar voneinander profitieren: Denn Eltern müssen Stressresistenz, Geduld und Empathie lernen. Diese Eigenschaften sind bei der Arbeit hilfreich und werden doch unabhängig davon ausgebildet – Elternschaft ist sozusagen eine dauerhafte Fortbildung.

itemis hat mit dem 4+1-Konzept schon begriffen, dass die Mitarbeiter zufriedener sind, wenn sie sich zu einem gewissen Grad eigenverantwortlich weiterbilden dürfen, und kann auch davon profitieren, wenn ein Mitarbeiter sich temporär mehr um die Entwicklung der Familie kümmert.

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