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Aufgewärmte Reste vom gestrigen Abendessen am Schreibtisch oder Currywurst-Pommes-Mayo in der Frittenbude um die Ecke – wahrscheinlich kann sich niemand davon freisprechen, dass die Mittagspause schon das ein oder andere Mal ähnlich ausgesehen hat. Glücklich macht das jedoch selten: Entweder das Mittagessen macht nicht satt, schmeckt nicht oder ist so viel, dass es schwierig wird, bis Feierabend die Augen auch nur offen zu halten.

Dabei ist eine ausgewogene Mittagspause, die idealerweise auch nicht am Schreibtisch vor dem Bildschirm sitzend eingenommen wird, so wichtig, damit wir leistungsfähig und motiviert über den Tag kommen.

Food Friday bei itemis: Mehr als liebgewonnene Gewohnheit

Die Praxis sieht oft natürlich ganz anders aus, als die Theorie – auch bei itemis. Daher haben wir am Standort Lünen schon 2017 Gegenmaßnahmen ergriffen und den Food Friday ins Leben gerufen – eine gemeinsame Mittagspause, bei der ein Team aus 2-3 Itemikern die übrigen mit Essen versorgt, möglichst frisch und selbstgekocht.

Die Idee kam gut an und so ist der wöchentliche Food Friday schon eine liebgewonnene Institution bei itemis Lünen geworden.
Zum Jahrestag im Sommer 2018 sollte dann aber doch noch einmal etwas Besonderes her und so luden wir uns Jan Möllmann, Inhaber und Koch in der Siedlerklause, ein. Jan verfolgt in seinem Restaurant kein klassisches Konzept und hat daher keine feste Karte. Sein Restaurant können kleine (oder natürlich auch größere) Gruppen buchen und dann wird gegessen, was auf den Tisch kommt – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Jan legt das Menü und die Weinfolge fest – mit frischen und leckeren Produkten und Zutaten aus der Region.

itemis + Siedlerklause = bester Food Friday

Das Konzept klingt nicht nur gut, das Essen ist hervorragend – und das nicht nur in der Siedlerklause. Auch Jans erste Mittagspause für hungrige Itemiker vor gut einem halben Jahr war ein Erfolg! Daher versorgen uns Jan und sein Team aus der Siedlerklause seitdem regelmäßig mit einem köstlichen Mittagessen bestehend aus Produkten aus der Region und machen somit den Freitag zu einem echten kulinarischen Highlight.

Aber wer ist der Mann hinter dem Töpfen (oder dem Grill) eigentlich? Wir haben Jan zum Interview gebeten:

Hallo Jan! Vielen Dank, dass du dir Zeit für dieses Interview nimmst. Stell dich doch einfach einmal vor.

Jan Möllmann, geboren am 27.6.1963 in Bielefeld. Mit 13 bin ich nach Dortmund gekommen. Die ganze Familie folgte dem Weg des Vaters, der einen Job bei der Dortmunder Aktien Brauerei angetreten hatte. Ich bin Koch und Musiker aus Leidenschaft und spiele Gitarre, Klavier und Geige. Ich sammle alte Kameras, Fahrräder, Hüte, Instrumente und fotografiere, fahre, trage und spiele solche.


Wie bist du zum Thema Kochen gekommen?

Schon als Kind habe ich gerne und nur das Beste gegessen. Meine Mutter konnte gut kochen! Schon in der Grundschule waren die Lehrer erstaunt, wenn sie fragten, was mein Lieblingsessen sei, und ich antwortete: Schweizer Rösti mit Züricher Geschnetzeltem. Das kannte in Bielefeld damals keiner. Später kochte ich immer mehr und gerne und probierte vieles aus, so dass ich mit 25 schließlich eine Kochlehre angefangen habe. Anschließend arbeitete ich als Koch in Gourmetrestaurants.

Daneben war ich mehrere Jahre als Musiker unterwegs und mit Bands auf Tour in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Zwischendurch habe ich mich damals schon regelmäßig als Koch buchen lassen, um auf Messen Geld dazu zu verdienen. Sehr abenteuerlich, aber auch sehr anstrengend...


Und nun also die Siedlerklause. Welche Geschichte steckt eigentlich hinter deinem Restaurant?

Das Konzept hatte ich schon länger im Kopf: Kochen auf Bestellung und nur das, was ich will. Durch Zufall hörte ich von der Siedlerklause. Die Vermieter rechneten damit, mich ein halbes, vielleicht ein ganzes Jahr zu behalten. Mittlerweile sind es 23 Jahre und wir sind gute Freunde geworden.

Fotograf: Matthias Wiesener

 

Erzähl’ mal mehr zu deinem Konzept!

Mir ist es wichtig, nur die besten Produkte zu verarbeiten. Dem Diktat der Speisekarte wollte ich entgehen, um immer das machen zu können, was ich wirklich liebe. Es gibt nichts Schlimmeres, als schlechte Produkte zu verarbeiten und die “auf schön” zu trimmen. Aus diesem Grund verzichte ich meist auf aufwendige Dekoration. Das Produkt soll für sich selbst sprechen.


Was ist dir bei deiner Arbeit besonders wichtig?

Dass ich mich ständig weiter entwickle. Als Koch zu glauben, man kann alles, ist ein fataler Fehler. Ich verändere meine Rezepte ständig, probiere Neues aus und höre vor allem zu, wenn mir der Gemüse-, Käse-, Fleisch- oder Fischhändler einen Tipp gibt oder etwas empfiehlt. Das sind meist sehr gute Tipps, die man ausprobieren sollte.


Du sprichst von Entwicklung: Wo siehst du dich denn in fünf Jahren?

Ich denke in der Klause... Es wurden mir viele Angebote gemacht, vom Golfclub bis hin zur Szenegastronomie, wo ich bestimmt mehr Geld verdient hätte, aber ich will mein Ding machen und meine Freiheit behalten. Zum Glück habe ich eine sehr selbständige Frau, die mich immer unterstützt, wenn’s mal schwierig wird.


Zum Schluss noch ein Tipp: Was kannst du uns bezüglich Ernährung mit auf den Weg geben?

Lasst euch nichts aufschwatzen und hört auf euren Körper. Manchmal ist das Essen in einer Dönerbude besser als das in irgendwelchen innenarchitekturblendenden Restaurants. Kauft frische Produkte und kocht selbst. Seid mutig im Ausprobieren und nehmt lieber eine Zutat weniger als fünf zu viel. Weniger ist auch beim Kochen meist mehr. Ein gutes Produkt kann fast nicht versaut werden.


In diesem Sinne freuen wir uns auf viele weitere Food Fridays mit Jan!

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