In diesem Blogbeitrag möchte ich dir erklären, was das Usability-Testing beinhaltet und wie du damit die Gebrauchstauglichkeit deiner OnPage-Suchmaschine, sowie den Erfolg der eingesetzten SEO-Maßnahmen prüfen kannst.
Im ersten Teil dieser Blogbeitragsserie haben wir uns mit den grundlegenden Prinzipien der Suchmaschinenoptimierung beschäftigt.
Wir haben untersucht, welche Auswirkungen der Usability sich auf die SEO erkennen lassen und wie du sowohl deine Webseite für die Suche, als auch die Suchmaschine selbst optimieren kannst.
Womit befasst sich das Usability-Testing?
Ziel des Usability-Testing ist es, zu schauen, ob ein Produkt oder – wie in unserem Fall – eine OnPage-Suchmaschine gebrauchstauglich ist.
Das heißt, es wird mittels verschiedener Methoden geprüft, ob die Nutzer zum Beispiel ihre gewünschten Informationen über die Suche finden, wie viel Zeit sie dafür benötigen oder aus wie vielen Einzelschritten sich der Suchprozess zusammensetzt.
Welche Aspekte sollten beim Testen von Suchmaschinen betrachtet werden?
Wenn man die Gebrauchstauglichkeit einer Suchmaschine überprüfen möchte, können verschiedenste Metriken, Normen und Heuristiken angewandt werden.
In der Praxis existieren dafür zahlreiche Ansätze. Jeder Usability-Experte entscheidet individuell, an welchen Leitkriterien die Tests ausgerichtet werden sollen.
Die bekanntesten Metriken, die häufig im Rahmen des Usability-Testings eingesetzt werden, sind die drei folgenden Usability-Messgrößen:
- Die Effektivität beschreibt die Vollständigkeit und Genauigkeit, mit der Nutzer ein bestimmtes Ziel erreichen können. Beispiele für unseren Anwendungsfall sind:
- Wie einfach finden Nutzer über die Suchfunktion die gewünschten Informationen?
- Bekommen Nutzer die relevanten Informationen für ihre Suchanfragen angezeigt?
- Die Effizienz beschreibt die, im Verhältnis zur Genauigkeit und Vollständigkeit eingesetzten, Ressourcen, mit denen der Nutzer ein bestimmtes Ziel erreicht. Beispiele für unseren Anwendungsfall sind:
- Wie schnell finden Nutzer die gewünschten Informationen?
- Wie viele Einzelschritte müssen sie bei der Suche ausführen?
- Die Zufriedenstellung beschreibt das Ausmaß des positiven Nutzungserlebnisses und der Freiheit von Beeinträchtigung bei der Nutzung des Produktes. Beispiele für unseren Anwendungsfall sind:
- Wie schätzen Nutzer das Produkt subjektiv ein?
- Würden Nutzer das Produkt weiterempfehlen?
Der Einsatz solcher Metriken bildet zum einen eine gute Argumentationsbasis bezüglich der Diskussion von Usability-Aspekten und unterstützt zudem die nutzerzentrierte Gestaltung einer Benutzeroberfläche, wie die unseres Suchinterfaces.
Ebenso sollte die Verwendung von Normen und etablierten Heuristiken berücksichtigt werden. Eine der wichtigsten Normen stellt dabei die DIN EN ISO 9241-110 dar, die sich mit den Dialogprinzipien von Benutzeroberflächen beschäftigt:
Wenn du mehr zu diesen Prinzipien erfahren willst, kannst du dir meinen Blogartikel zum Thema „Wie die 7 Dialogprinzipien Usability Engineers beim Design helfen” ansehen.
Wurden bereits SEO-Maßnahmen für eine Suchmaschine angewandt, so sollten diese natürlich auch hinsichtlich ihres Erfolges geprüft werden. Dies kann ebenfalls über verschiedene Indikatoren realisiert werden, wie beispielsweise:
- die Besucherzahlen der Website,
- der Return-on-Investment (ROI),
- das Ranking in seitenübergreifenden Suchmaschinen wie Google, Bing, etc.
- die Klickrate von Suchergebnissen oder
- die Seitenzugriffe aus der Suche heraus.
Welche Testvorbereitungen sind zu treffen?
Bevor nun mit dem eigentlichen Testen begonnen werden kann, müssen zuvor einige Punkte geklärt werden, die über die letztendliche Testgestaltung entscheiden.
Als Erstes ist zu klären, welcher Testgegenstand geprüft werden soll und in welcher Produktentwicklungsphase er sich befindet.
Handelt es sich beispielsweise um einen ersten funktionalen Prototypen des Suchinterfaces in Form von klickbaren Wireframes? Oder ist es bereits die fertige Website mit einem entsprechenden Suchinterface?
Zudem müssen die genauen Testziele geklärt werden.
Dies können zum Beispiel funktionale Tests der Suchmaschine sein oder die allgemeine Untersuchung von Nutzungsanforderungen.
Weiterhin ist zu klären, wie viele Probanden unser Testobjekt prüfen sollen, wie diese Probanden rekrutiert werden können und welches Budget zum Testen zur Verfügung steht. Auch sollte bereits vor Beginn der Tests geklärt werden, wann und in welcher Form die Ergebnisse vorliegen müssen.
All diese Punkte entscheiden dann über die Auswahl der geeigneten Testmethode(n).
Welche Methoden eignen sich zum Testen von Suchmaschinen?
Usability-Test
Die wohl gängigste Methode zum Testen eines Produktes, egal ob Website, Handy-Applikation oder ein anderes beliebiges Produkt, ist der Usability-Test.
Hierbei testen Probanden den Testgegenstand anhand konkreter Aufgabenstellungen. Die Aufgaben werden anhand konkreter Fragestellungen ausgearbeitet, die auf typischen Nutzungsszenarien basieren.
Im Fall unseres Tests einer Suchmaschine sollten wir uns bei der Auswahl der Aufgabenstellung entscheiden, ob der Proband eine freie oder eine geführte Suche durchführen soll.
Bei einer freien Suche erhält die Testperson eine Suchaufgabe, bei der sie die Suchanfrage frei formulieren und den Weg zum Finden eines passenden Suchergebnisses frei wählen kann.
Bei einer geführten Suche hingegen bekommt der Proband eine konkrete Suchanfrage mit fest definiertem Verlauf und Ziel vorgegeben.
Beim Testen sollte für eine möglichst störungsfreie Umgebung gesorgt werden, damit die Testteilnehmer sich vollkommen auf die Aufgabenbearbeitung konzentrieren können.
Die Vorteile des Usability-Tests sind:
- gut mit anderen Testmethoden innerhalb eines Testdurchgangs kombinierbar (zum Beispiel mit der Thinking-Aloud-Methode, bei der die Nutzer beim Testen zum „lauten Denken” aufgefordert werden)
- Untersuchung qualitativer und quantitativer Usability-Kennzahlen möglich
- Erfassen der Erfahrungen, Wünsche und Nutzungsprobleme der Nutzer und Einholen von direktem Feedback zu Abläufen, Tätigkeiten und Aufgaben
- Vor- und Nachbefragung möglich
- Erhebung echter Interaktions- und Nutzerdaten
Die Nachteile dieser Methode sind:
- meist nur geringe Stichprobengröße möglich, da jeder Proband einzeln getestet wird
- Laborsituation kann Ergebnisse verfälschen
Eye-Tracking
Das Eye-Tracking ist ein technisch recht aufwändiges Verfahren, das durch eine entsprechende Tracking-Vorrichtung die Blickverläufe und Fixationen des Nutzers bei der Betrachtung der Website registriert.
Dieses Verfahren untersucht, welche Bildschirmbereiche der Nutzer betrachtet und mit welcher Intensität er dies tut. Die Ergebnisse lassen sich beispielsweise in einer sogenannten Heatmap darstellen, die Blickrichtung und -dauer visualisiert.
Die Methode des Eye-Trackings lässt sich ebenfalls sehr gut in einen Usability-Test integrieren.
Die Vorteile der Eye-Tracking-Methode sind:
- Prüfen der Platzierung von Elementen auf der Webseite (zur Layoutoptimierung), zum Beispiel ob das Suchfeld richtig positioniert ist
Die Nachteile dieser Methode sind identisch zu den oben aufgeführten Nachteilen des Usability-Tests.
Heuristische Evaluation
Bei der heuristischen Evaluation untersuchen mehrere Experten ein Produkt oder Feature unter Berücksichtigung von Heuristiken – zum Beispiel den sieben Grundprinzipien zur Dialoggestaltung – und typischen Nutzungsszenarien.
Hierbei handelt es sich um eine systematische Usability-Inspektion zur Identifizierung von Usability-Problemen.
Die Experten führen die Untersuchung unabhängig voneinander durch.
Die Vorteile der heuristischen Evaluation sind:
- einfach, schnell und kostengünstig durchzuführen
- keine große Zahl an Evaluatoren notwendig
Die Nachteile dieser Methode sind:
- Produkt wird nicht von realen Nutzern getestet (Folge: Handhabungsprobleme „echter” Nutzer können übersehen werden)
- Analyse ist nur so gut, wie die Kenntnisse der Experten und die ausgewählten Heuristiken
Onsite-Umfrage
Eine Onsite-Umfrage bietet die Möglichkeit, die Absichten von Nutzern direkt bei der Verwendung der Suchmaschine zu ermitteln.
Das heißt beispielsweise: Welche Intentionen haben die Nutzer beim Zugriff auf die Suche? Welche Anforderungen und Erwartungen haben sie in Bezug auf Inhalte und Funktionalität? Wie regelmäßig benutzen sie die Suche?
Die Befragung wird mittels Online-Formularen direkt auf der Website durchgeführt.
Die Vorteile der Onsite-Umfrage sind:
- kann relativ schnell, ohne eine große Nutzerzahl, durchgeführt werden
- einfache Auswertung
Die Nachteile dieser Methode sind:
- Selbstselektion der Befragten
- Erreichen alleinig von bestehenden, aber nicht von potenziellen Nutzern möglich
Logfile-Analyse
Die sogenannten Logfiles sind serverseitig erstellte Informationen über jeden Abruf von Content, der sich auf einem Server befindet.
Bei der Analyse der Dateien werden beispielsweise Daten wie die IP-Adresse, die Datenmenge und die Dauer des Downloads erhoben.
Die spätere Analyse der erhobenen Daten kann dann unter anderem Fragen bezüglich der Nutzerzugriffe, der Performance einer Website und möglicher Indexierungsprobleme beantworten.
Die Vorteile der Logfile-Analyse sind:
- komplette Erfassung aller Interaktionen mit der Suchmaschine, meist in Form einer großen Stichprobe erhoben
- gibt guten Einblick in die Gesamtheit der Suchanfragen
Die Nachteile dieser Methode sind:
- keine direkten Nutzerinformationen (demografische Daten, etc.)
- nur für fertige Systeme mit bestehenden Nutzern einsetzbar
Retrievaltest
Ein Retrievaltest kann zur Abfrage der Ergebnisqualität der Suche verwendet werden.
Hierbei bewerten Juroren jeden Treffer zu verschiedenen Suchanfragen, ohne deren Herkunft und Platzierung zu kennen.
Durch diese Testmethode lässt sich unter anderem die durchschnittliche Bewertung der Suchergebnisse und jedes einzelnen gefundenen Treffers bezüglich seiner Relevanz messen.
Die Vorteile des Retrievaltests sind:
- etablierte Methode zur Qualitätsbewertung von Suchergebnissen
- einfach und kostengünstig durchzuführen
- gibt Hinweise auf die Relevanz der Suchergebnisse aus Nutzersicht
Die Nachteile dieser Methode sind:
- synthetisch erzeugte Suchaufgaben können zu Verzerrungen der Ergebnisse führen
- nur bei fertigen Suchfunktionen vollständig anwendbar
- zeitaufwendig
- vorherige, eindeutige Definition der Fragestellungen und Metriken ist notwendig (Testdaten sonst nicht valide)
- Vernachlässigung anderer qualitativer Faktoren
An dieser Stelle bleibt zu sagen, dass gerade die Kombination mehrerer Testmethoden zumeist besonders wertvolle und umfangreiche Testdaten liefert.
Zusammenfassung
Im letzten Teil dieser Blogbeitragsserie hast du erfahren, warum du deine Onpage-Suche unbedingt testen solltest und mit welchen Methoden du die Usability deiner Suchmaschine, aber auch den Erfolg deiner SEO-Maßnahmen testen kannst.
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