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Eine Situation, wie sie hundertfach in IT-Teams auftritt: Durch verschiedene Feedback-Kanäle (BI / BA, Callcenter, Bewertungsportale, andere KPIs) erfährt das Team, dass das eigene Produkt Optimierungspotential im Bereich Usability oder User Experience hat und ein Update nötig wäre. Doch es fehlt das nötige Know-How, bisher hat man das alles “halt einfach nach bestem Wissen und Gewissen” gemacht.

Also soll Wissen nachgetankt werden – eine Schulung muss her!

Doch dann stellen sich direkt zwei elementare Fragen:

  1. Welche Schulung aus dem Überangebot von Schulungen ist die richtige?
  2. Wer aus dem Team soll teilnehmen? Schließlich möchte man den Entwickler oder Berater zu einen Multiplikator ausbilden, der das Gelernte ans Team weitervermittelt…

In einer ähnlichen Situation habe auch ich mich 2015 befunden. Zu diesem Zeitpunkt war ich als IT-Berater und Entwickler bei einem Kunden aus der eCommerce-Branche und wollte meine Usability-Engineering-Kenntnisse unbedingt vertiefen – was durch das 4+1-Arbeitsmodell auch durchaus möglich war.

Auch die Frage nach der passenden Schulung war für mich einfach zu beantworten, immerhin war itemis selbst Anbieter für CPUX-F-Zertifizierungsworkshops von der UXQB.

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Also, zack – den nächsten freien Workshop-Platz für interne Mitarbeiter gebucht und dann ging es auch schon los.

Meine Erwartungshaltung

Im Gegensatz zu einigen meiner Entwicklerkollegen war meine Grundeinstellung zum Thema Usability Engineering / UX immer positiv. Ich habe tatsächlich häufig gehört, dass das doch eher Pixelschubserei sei und man alles, was UX-Professionals machen, auch mit ein bisschen gesundem Menschenverstand hinbekommen würde.

Gerade wenn die Vorgabe "von oben" kommt: "Wir holen jetzt einen UX'ler ins Team!" rollen einige Entwickler mit den Augen. Für sie heißt das: Noch eine weitere Person, die ihnen sagt, wie sie ihre Arbeit zu tun haben und Dinge geändert haben möchte, die doch eigentlich schon längst funktionieren!

Mich hat das Thema Usability Engineering eher neugierig gemacht. Ich wollte wissen, was eigentlich hinter der Arbeit von Usability Engineers steckt und wie man als UX-Professional fundiert arbeitet und zur Verbesserung eines Produktes beiträgt. 

Der Workshop: Schulung und CPUX-F-Zertifizierung

Der zweitägige Workshop wurde von meinen Kollegen durchgeführt. Unsere Gruppe bestand aus acht "Lehrlingen", vier itemis-interne und vier externe Kollegen aus verschiedensten Branchen.

Nach einem kurzen Warm-Up ging es direkt ans Eingemachte und schon gab es für mich die erste Überraschung: Der gesamte Usability-Engineering-Prozess basiert auf einer ISO-Norm – ist also standardisiert! Scheint ja doch mehr dran zu sein, also bloß ein wenig Button-Hin-und-Hergeschiebe.

Und tatsächlich: Im Verlauf des Workshops habe ich gelernt, dass Usability Engineering nach einem Prozess abläuft, der mit verschiedensten Methoden schrittweise dafür sorgt, dass die Bedürfnisse der Nutzer eines Systems von vornherein ins Zentrum der Entwicklung gestellt werden – der Begriff "Engineering" ist also durchaus angemessen. 
Beispiele, wie dieser Prozess in der Praxis funktioniert und welche Methoden dabei zum Einsatz kommen, findet ihr übrigens in unserem kostenlosen Usability-E-Book.

Darüber hinaus vermittelte der Workshop das notwendige Fachvokabular, um sich über Usability-Probleme effizient auszutauschen. Ich zumindest wusste vorher nicht, was genau Erfordernisse, Nutzungsszenarien oder Grundsätze der Dialoggestaltung sind.

Zum Abschluss des zweitägigen Workshops stand dann die unvermeidbare Zertifizierungsprüfung an. Diese wird von der UXQB vorgegeben und durchgeführt. Leider ist dies eine dieser Prüfungen, in der man durch falsche Formulierungen, doppelte Verneinungen und Satzumstellungen auf die falsche Fährte geführt wird und es somit auf das exakte Auswendiglernen von Definitionen ankommt. Das kann man definitiv besser gestalten – ein Bestehen ist mit guter Vorbereitung aber durchaus möglich ;)

Plötzlich CPUX-F-zertifiziert: Was hat's gebracht?

Für mich auf jeden Fall eine ganze Menge. Seit 2015 habe ich den Transfer vom IT-Berater und Software-Entwickler zum Usability Engineer vollzogen und arbeite nun schwerpunktmäßig auf diesem Gebiet. Wobei eins natürlich selbstverständlich ist: Eine CPUX-F Schulung allein macht sicherlich keinen guten Usability Engineer– dafür braucht es (wie bei so vielem) einfach die Erfahrung in der Praxis. Sowohl Schulung als auch Zertifizierung sind jedoch definitiv hervorragend dazu geeignet, ein Grundverständnis dieser Disziplin zu schaffen und schärfen das Bewusstsein dafür, wie unerlässlich es für den Erfolg eines Projekts ist, möglichst von Anfang an den Nutzer ins Zentrum zu setzen und auf Usability Engineering zu setzen.

Das wiederum funktioniert nur, wenn dieser nutzerzentrierte Ansatz von allen Teammitgliedern verinnerlicht ist und gelebt wird. Damit eine solche Kultur auch auf Akzeptanz stößt ist es daher empfehlenswert insbesondere Entwickler diese Schulung besuchen zu lassen, denn – sind wir mal ehrlich – unter'm Strich sind in der Regel sie es, die maßgeblich entscheiden, wie ein Produkt am Ende da steht.

Wenn ihr auch dieser Meinung seid, sind unsere Schulungen also vielleicht genau die richtige Wahl für dich.

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