Du interessierst dich für Usability Engineering und suchst nach Weiterbildungen und Zertifizierungen, um als Usability Engineer richtig durchzustarten? Dann bist du hier genau richtig. In folgendem Beitrag zeigen wir dir, welche Möglichkeiten du im Bereich Usability hast. Einige der Weiterbildungen haben wir bereits selbst besucht und geben dir zum Schluss unser individuelles Resümee.
Was genau ist ein Usability Engineer?
Als Usability Engineer analysierst du Nutzerbedürfnisse und leitest Nutzungsanforderungen ab, gestaltest Konzepte für die Interaktion zwischen Mensch und Computer, prüfst und bewertest die Gebrauchstauglichkeit verschiedener Produkte und unterstützt das Entwicklungsteam bei der Umsetzung. Du siehst, die Tätigkeit ist sehr vielfältig. Genauso vielfältig sind auch die Wege, die dich zu dem Beruf eines Usability Engineers führen können.
Erfahre jetzt mehr! Unsere Kollegin Glykeria Alvanou berichtet in folgendem Video über ihre Aufgaben als Usability Engineer bei itemis:
Welche Zertifizierungs- und Weiterbildungsanbieter gibt es?
Im Folgenden beschreiben wir die einzelnen Zertifizierungen. Wenn du aber lieber einen direkten Vergleich der Anbieter mit Preisen und auch den Links zu den jeweiligen Webseiten haben möchtest, dann lade dir jetzt unsere Übersicht kostenlos als PDF herunter:
International Usability and User Experience Qualification Board e.V. (UXQB®) – CPUX-Zertifizierung
Die CPUX-Zertifizierung ist der internationale Standard für die Anerkennung der individuellen Erkenntnisse in dem Bereich Usability und User-Experience. Der Berufsverband der Deutschen Usability und User Experience Professionals (UXQB®) hat sich über Jahre mit zahlreichen Experten und Partnern an der Entwicklung eines Zertifizierungsprogramms beteiligt.
Du startest bei der Zertifizierung mit dem “Foundation Level”. Normalerweise umfasst die Schulung mit anschließender Prüfung drei Tage, einige Anbieter bieten auch kürzere Seminare an. Nach bestandener Prüfung darfst du dich „UXQB® Certified Professional for Usability and User Experience – Foundation Level (CPUX-F)“ nennen, und du hast die Möglichkeit, dich für die folgenden Aufbaustufen zu zertifizieren:
- User Requirements Engineering (CPUX-UR)
- Usability Testing and Evaluation (CPUX-UT)
Geplant ist eine weitere Aufbaustufe „Designing Solutions (CPUX-DS)”.
Knowledge Department GmbH & Co. KG – „Certified Professional for Usability Engineering – Foundation Level“
Das International Board for Usability and User Experience Qualification (iBUQ) bietet in Deutschland Schulungen als Prüfungsvorbereitung für die unterschiedlichen Zertifizierungsstufen durch die Knowledge Department GmbH & Co. KG, Nürnberg an. Die Schulung dauert drei Tage und endet mit der Prüfung zum „iBUQ Certified Professional for Usability Engineering – Foundation Level“. Die bestandene Prüfung ist die Voraussetzung für das Advanced Level.
Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT) – Zertifikat „Usability Engineer“
Das Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT) bietet eine 5-tägige Weiterbildung zum Usability Engineer und richtet sich an IT-Fachkräfte, Designer und Qualitätssicherer, die das Handwerkszeug für eine fundierte Beratertätigkeit im Usability Engineering erwerben möchten. Die anschließende Prüfung findet am 6. Tag statt. Hast du diese bestanden, erhältst du das Zertifikat „Usability Engineer“.
Usability Academy – Zertifizierung „UA1100 Usability & UX Experte“
Die Usability Academy bietet eine 5-tägige Schulung mit anschließender Zertifizierungsprüfung zum Usability- und UX-Experten an. Die Prüfung erfolgt in Form eines Online-Tests mit circa 100 Multiple-Choice-Fragen.
Experience Design Institut (XDi) – „UX360° – Certified UX & Usability Expert“
Das Experience Design Institut (XDi) bietet ein 5-tägiges Seminar zum zertifizierten UX- und Usability-Experten. Das Seminar endet mit einer Abschlusspräsentation und dem Zertifikat „Certified UX & Usability Expert“ des XDi.
artop-Institut an der Humboldt-Universität Berlin – Ausbildung „Usability & User Experience Professional“
Eine Ausbildung zum „Usability und User Experience Professional“ bietet auch das artop-Institut an der Humboldt-Universität Berlin an. Sie dauert insgesamt zehn Monate und findet an zwei Tagen in der Woche statt. Sie umfasst zwölf Module methodischer und inhaltlicher Qualifikation, die als Trainingseinheiten beziehungsweise Workshops konzipiert sind.
Industrie und Handelskammer (IHK) – Lehrgang „Usability Engineer“
Die Industrie und Handelskammer (IHK) Köln bietet einen 5-tägigen Lehrgang zum Usability Engineer an. Dieser Lehrgang richtet sich insbesondere an Software-/App-Entwickler, Produktmanager, Marketingfachkräfte, IT-Projektleiter, Product Owner und Scrum Master. Die Zertifikatsprüfung besteht aus einer Projektarbeit mit einem geschätzten Aufwand von circa 20 Stunden, die innerhalb von zwölf Monaten nach Beendigung des Lehrgangs bei der IHK als PDF-Dokument eingereicht werden muss.
Technische Hochschulen Deggendorf und Nürnberg – Das Hochschulzertifikat „Usability Engineer“
Der Weg zum Usability Engineer ist auch über einen Lehrgang möglich. Die Technischen Hochschulen Deggendorf und Nürnberg bieten einen 9-monatigen Lehrgang zum Usability Engineer an.
Technische Hochschule Ingolstadt – Das Hochschulzertifikat „Certified UX & Usability Professional“
Der Certified UX & Usability Professional ist ein 5-tägiger Intensivlehrgang mit wissenschaftlichen Grundlagen und interaktivem Workshop. In dem ab März 2020 angebotenem Hochschulzertifikat bietet die Technische Hochschule Ingolstadt nun erstmals Unternehmer*innen, Manager*innen, Fachexpert*innen und Young-Professionals die Möglichkeit sich weiterzubilden und zertifizieren zu lassen.
Oder gleich ein Studium
Wenn du dich schon früh für Usability interessierst, kannst du auch mit einem Bachelor- oder Masterstudium in Mensch-Maschine-Interaktion anfangen. Die Technische Hochschule Ingolstadt und die Fachhochschule Potsdam bieten einen Bachelorstudiengang in User Experience Design (B. Sc.) und Interfacedesign (B.A.) an.
Weiter kannst du dich mit einem Masterstudium an den folgenden Universitäten weiter spezialisieren:
- TU Berlin – Human Factors (M. Sc.)
- FH JOANNEUM: Interaction Design (M. A.)
- Rheinische Fachhochschule Köln: User Experience Design (M.A.)
- Hochschule Rhein-Waal: Master Usability Engineering, (M. Sc.)
- Universität Siegen: Human Computer Interaction (M. Sc.)
- Bauhaus-Universität Weimar: Human-Computer Interaction (M.Sc.)
- Universität Würzburg: Human-Computer Interaction (M. Sc.)
Wie gut sind diese Weiterbildungen?
Wir konnten natürlich nicht alle Anbieter unter die Lupe nehmen, unsere Mitarbeiter haben aber bereits die Anbieter UXQB®, Fraunhofer (FIT) sowie die Usability Academy besucht.
Ein detailliertes Statement zur CPUX-F-Zertifizierung gibt Katharina Lattenkamp im Blogartikel „CPUX-F-Erfahrungsbericht – Lohnt sich ein Zertifizierungstraining?“. Als kurze Zusammenfassung können wir sagen, dass wir die Schulung als Einstieg sehr gut finden.
Auch das Fraunhofer (FIT) macht einen guten Job. Unser Kollege Johannes Dicks besuchte die Schulung vor zwei Jahren mit folgendem Fazit:
Ich bin recht begeistert von der Zertifizierung. Vor allem fand ich die wissenschaftliche Herangehensweise interessant. Die Zertifizierung ist quasi aus deren Forschung entstanden, das hat man bei den aufbereiteten Inhalten gemerkt. Weiter ist mir die Abgrenzung zwischen User-Experience und Usability stark in Erinnerung geblieben. Ich habe seitdem den Eindruck, dass die halbe Welt das irgendwie leichtfertig über einen Kamm schert. Die Einordnung in das große Bild und wie wichtig dem Fraunhofer FIT die korrekte Abgrenzung war, ist ein Zeichen dafür, wie viel Erfahrung in den vermittelten Inhalten steckt. Ansonsten haben wir ausgezeichnetes Material bekommen, und ich schaue immer noch gelegentlich in den Ordner, der hier im Büro liegt. Mir hat es super viel gebracht. Die Prüfung ist recht lang, besteht aus Multiple-Choice- und offenen Fragen.“
Resümee eines Teilnehmers der Usability Academy:
„Die Zertifizierung bei der Usability Academy bestand aus zwei Tagen Informationsvermittlung und vielen praktischen Übungen. Dies fand in sehr kleiner Runde statt, in meinem Fall mit einem Coach und zwei Teilnehmern. Für die Prüfung zum Schluss wurden uns Teilnehmern viele Multiple-Choice-Fragen vorgelegt, die in der verfügbaren Zeit kaum alle beantwortet werden konnten. Allerdings genügte zum Bestehen auch eine recht geringe Erfolgsquote. Insgesamt war die Zertifizierung eher als erster Einstieg in das Thema gedacht und forderte Teilnehmer mit Vorerfahrung nicht besonders.”
Fazit
Insgesamt musst du natürlich für dich selbst beurteilen, wie intensiv du dich mit dem Thema Usability auseinandersetzen möchtest und welcher Anbieter für dich der geeignete ist. Wir hoffen aber, du konntest einen guten grundsätzlichen Überblick bekommen.
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